Ralf Wagner
[8.1. 06]

Besser keine Arbeit als eine, die nicht den gewerkschaftlichen Vorstellungen entspricht
zu Ursula Engelen-Kefer "Wer Vollzeit arbeitet, muß davon leben können" in der Berliner Zeitung vom 7.1. 06

So lang wie die Dienstzeit von Frau Engelen-Kefer ist, so kurz scheint ihr Gedächtnis zu sein. Einst hat sie jede Kritik an Frühverrentungen und Vorruhestandsregelungen abgekanzelt. Heute, wo deren verheerende Folgen für eine ganze Generation und auch für die Sozialsysteme immer sichtbarer werden, wettert sie gegen den angeblichen Jugendwahn der Unternehmen.
Geradezu absurd sind nun die Argumente gegen flächendeckende Kombilöhne: Sie kosteten zu viel Geld, die Haushalte könnten das "nicht schultern". Allein für ALG, als Nicht-Arbeit, zahlt der Bund rund 17 Prozent seiner Gesamtausgaben und wenn es nach Frau Engelen-Kefer ginge, könnte das getrost noch etwas mehr sein.
Vergleiche mit dem Ausland läßt sie schon gar nicht gelten. Daß in Großbritannien, den USA oder in Frankreich die Mindestlöhne nur die Existenz sichern und damit aber gleichzeitig den Staat vor zu großen Mitnahmeeffekten bei Kombilöhnen schützen und sichern, daß durch Arbeit immer mehr verdient wird als durch Nichtarbeit, kann und will sie nicht begreifen - ganz nach dem Motto: Besser keine Arbeit als eine, die nicht den gewerkschaftlichen Vorstellungen entspricht.

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