Ralf Wagner
[20.9.05]

Die Mehrheit ist links
zu Brigitte Fehrle:
Klare Wahl - Rot-Rot-Grün, Berliner Zeitung vom 20.9. 05

So ist es: Die Mehrheit ist rot-rot-grün. Schon lange. Nur die heutigen Wähler der Linkspartei wurden vorher als Nichtwähler ignoriert. Das sie sich heute im Bundestag wiederfinden ist sicher gut für die Demokratie.
Aber ist die Mehrheit auch links? Wenn sogenannte Besserverdiener für weniger Steuern stimmen, sind sie nur eines: eigennützig. Wenn die Bezieher von Transfereinkommen – Rentner, Frührentner, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger – für mehr Umverteilung stimmen, sind sie dann für mehr soziale Gerechtigkeit? Sind sie sind links? Oder sind sie nicht etwa auch ein wenig eigennützig?
Da der Umverteilungsstaat über steigende Lohnnebenkosten immer mehr Menschen zu Bezieher von Transfereinkommen verdammt, wächst das „linke“ Potential und damit der Druck auf immer mehr Umverteilung.
Diese Mehrheiten werden immer sicherer. Es ist leicht und verlockend, ihnen hinterherzulaufen und die Minderheit derjenigen zu vergessen, die das erwirtschaftet. Das aber ist nicht links und sozial gerecht ist es auch nicht. Und irgendwann werden auch die Bezieher von Transfereinkommen Interesse daran entdecken müssen, die zu fördern, welche ihnen die Transfers finanzieren. Eines Tages, heute leider jedoch noch nicht.

eMail | Ihre Meiung | Fenster schließen