Ralf Wagner
[26.8. 2003]

Nachhaltiger Unfug: Windenergie
zu: Kerstin Krupp: Minister Clements Befangenheit in der
Berliner Zeitung

Natürlich ist Herr Clement befangen – so wie Politikergenerationen vor und mit ihm. Für die Subvention der deutschen Steinkohle gib es keine sachlichen Gründe. Allein die regionale und soziale Verwurzelung ganzer Politikergenerationen kann diese absurde Geldverschwendung erklären. Noch erschreckender aber ist es, wenn beim Kampf um die steuerfinanzierten Fördertöpfe die Erfinder neuer Subventionen wie beispielsweise der Windenergie mit Fingern auf die Kohle zeigen und sich gleichzeitig selber jeder Diskussion entziehen wollen.

Und wenn Frau Krupp bei der Förderung der Windenergie „von einem der wenigen wirklich erfolgreichen Projekte der rot-grünen Bundesregierung“ spricht, kann einem vor weiteren solchen Erfolgen nur Angst und Bange werden. Offensichtlich wird man nicht einmal stutzig, wenn heute in Deutschland mehr Windräder stehen als im Rest der Welt zusammen. Auch in Ländern, in denen der Wind weit kräftiger bläst als in Deutschland und der Umweltschutz durchaus ernst genommen wird (in Skandinavien zum Beispiel),  hat man sich aufgrund des geringen Wirkungsgrades für andere Energieträger entschieden. Allein die massive Förderung, mit der vermeintlich ökologisch bewusste Besserverdiener ihre Steuern mindern können, hat zu diesem Investitionsboom geführt. Das heißt aber auch: mit jedem neuen Windrad sinken die Steuereinnahmen! Und damit die Anleger auch danach keine Verluste erleiden müssen die Stromversorger diesen Strom zu rund 9 Cent pro Kilowattstunde aufkaufen. Nur Hamster im Laufrad können teureren Strom produzieren. Vielleicht versucht Frau Krupp, wenn sie sich so um Befangenheit von
Politikern sorgt, einmal nachzuzählen, wie viele Abgeordnete Anteile Windradfonds besitzen...

Möglicherweise stärkt es ja zusätzlich die journalistische Nachdenklichkeit, wenn Frau Krupp demnächst wieder die vermeintlichen Vorteile der Windenergie verkündet. Rund 40 000 neue Arbeitsplätze hat die Windenergie bislang geschaffen. Sicher - allerdings mit Subventionen von rund 150 0000 Euro pro Jahr und Arbeitsplatz. Damit haben  sie diejenigen für Landwirtschaft und Kohlebergbau bereits weit abgeschlagen. Und je größer das Angebot auf dem europäischen Strommarkt wird, desto unwahrscheinlicher wird er, dass der Strom aus Windenergie jemals kostendeckend wird. Sind die Sommer dazu heiß und windarm wie in diesem Jahr, erzeugen die Rotoren nur noch Kosten und gar keinen Strom mehr.

Selbst ökologisch sind die Windräder keineswegs unbedenklich, aber da sie sich ja für „einen guten Zweck“ drehen, üben sich auch eingefleischte Umweltschützer schon mal in den Tugenden nichts sehen, nichts hören und nichts wissen.  Hat die Ökologiebewegung in ihren Anfängen noch verlangt, Stromleitungen unter die Erde zu verlegen, um die Landschaft z.B. in den Bayerischen Alpen nicht zu verschandeln, sieht man bei den Windrädern geflissentlich weg. Wird an jeder mittleren Bundesstraße eine Lärmschutzwand gefordert, hört man bei dem mindestens gleichlauten Lärm der Rotoren einfach weg. Und erinnern sich Umweltaktivitsten noch daran, wie sie beim Neubau der Eisenbahnstrecke Berlin – Hannover erfolgreich der Bau riesiger Erdwälle durchgesetzt haben, um zu verhindern, dass sich Vögel in den Oberleitungen verfangen? Nun,  rund 20 Vögel pro Windrad und Jahr erkennen diesen Unterschied  zwischen einer bösen Eisbahnleitung und einem guten Rotorblatt nicht und werden von diesem erschlagen.

Das einzige, was uns diese Energie an Nachhaltigkeit bringt,  ist nachhaltiger Unfug. Und es ist ein wahres Trauerspiel, dass auch hier wieder wie vor Jahren bei der Kohle durch die ideologisch bornierte Diskussionsverhinderung die Grundlagen für ein lang andauernde Geldverschwendung gelegt werden.

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