Kapitel 9 |
Ralf Wagner Leitfaden
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9.
Wirtschaftskreislauf |
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Alles hängt
mit allem zusammen |
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Nachdem in den vorangegangen Kapiteln das Wirken der Wirtschaftssubjekte im einzelnen untersucht sowie das Wirken und die Grenzen der Regulierung durch die Märkte dargestellt wurden, soll nun das Augenmerk auf die Volkswirtschaft als Ganzes gelegt werden. | ||
Kreislauf Ströme |
Ausgangspunkt ist die Analyse der arbeitsteiligen Herstellung von Gütern und Leistungen, welche die Grundlagen des materiellen Wohlstandes einer Gesellschaft bilden. Hierbei bedient man sich der Abbildung einer Volkswirtschaft als Kreislauf. Die in einem solchen Kreislauf fließenden Ströme sind ihrer Art nach entweder Realströme (Güter, Dienst- und Faktorleistungen) oder Geldströme. Man kann zeigen, daß jeder Realstrom einen umgekehrt gerichteten Geldstrom "als Partner" hat, der dem Realstrom wertgleich ist, z.B. Güterkäufe und Geld für Güterkäufe oder Faktorleistungen und Faktorentgelte. Diese enge Zuordnung und die Wertgleichheit erlauben es, in den Darstellungen auf eine Stromart zu verzichten und nur die andere, in der Regel Geldströme abzubilden. | |
Pole | Die
Wirtschaftssubjekte, zwischen denen die Ströme fließen,
werden Pole genannt. Je nachdem wie detailliert
man eine Volkswirtschaft betrachtet, werden die Pole
untergliedert. In einer allgemeinen Darstellung
unterscheidet man zunächst zwischen Unternehmen,
Haushalten und dem Staat (öffentliche Haushalte) sowie
den sog. Kapitalsammelstellen (Banken) dem Ausland
("übrige Welt"). |
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Abb. 9-1: Kreislauf einer offenen Volkswirtschaft mit Staatstätigkeit (gestrichelte Linien = Staatstransfers) |
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Die Abbildung 9-1 zeigt eine solche Volkswirtschaft als geschlossenen Kreislauf, d.h. aus ihm gibt es keine Abströme und in ihn keine Zuflüsse. Der Pol "Ausland" ermöglicht die Darstellung einer offenen Volkswirtschaft in einem geschlossen Kreislauf. | ||
Wilhelm Krelle, deutscher Ökonom, geb. 1916 | In einem Geschlossen Kreislauf gilt, daß an jedem Pol die Summe der Zuströme gleich der Summe der Abströme ist (Krelle-Axiom), wobei entstehende Differenzen (Salden) als Zu- bzw. Abstrom an anderen Polen wiederzunfinden ist. | |
Kontensystem öffentliche Güter |
Dies
ermöglicht die Darstellung in einem volkswirtschaftliche
Kontensystem, wie es zum Beispiel das Statistische Bundesamt für Deutschland aufstellt. Die in
den Konten aufgeführten Ströme dienen der Ermittlung
der Wirtschaftsleistung, wie sie im » Kapitel 10 dargestellt wird. Zur besseren Darstellung werden jedem Pol ein Produktions-, ein daraus resultierendes Einkommens- und ein wiederum daraus abgeleitetes Vermögenskonto zugewiesen. Da in den Haushalten keine Erzeugung von Gütern und Leistungen für den Austausch stattfindet, haben sie kein Produktionskonto. Der Staat hingegen stellt öffentliche Güter (Bildung, Verwaltung, Sicherheit etc. her) und "kauft diese quasi bei sich selbst", d.h. er finanziert sie durch Geld von seinem durch Steuern "gefüllten" Einkommenskonto. |
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Für
die nachfolgende Darstellung 9-2 wurde eine offene
Volkswirtschaft mit Staatstätigkeit gewählt, in der
alle Kapitalaktivitäten zu einem Vermögenskonto (Bankensystem)
zusammengefaßt wurden. |
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Abbildung 9-2: ausgewählte Buchungen (zum Vergrößern auf das Bild klicken) |
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Vermögen | Zunächst werden die Entwicklungen in einem Jahr betrachtet, d.h. Zins- und Tilgungsströme entstehen daher noch nicht. Bei einer Darstellung über längere Zeiträume ist die Verbindung mit der Vermögensrechnung (Kapitel 13) angebracht. | |
Finanzierung Exportüberschuss Zahlungsbilanz |
Schlussbaustein
der Kreislaufdarstellung und des Kontensystems ist der
Geldstrom Geldforderung positiver
Außenbeitrag. Für den Fall eines positiven
Außenbeitrages stellt er die Finanzierung dieses
Exportüberschusses durch Kredite des inländischen
Bankensystems an das Ausland dar (umgekehrte
Pfeilrichtung bei Importüberschuss und Kreditaufnahme).
Erstellt damit auch die Verbindung mit der im Kapitel 17 erläuterten Zahlungsbilanz dar. |
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Abb. 9-3: Finanzierung des Export- überschusses |
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Die
Abbildung 9-3 zeigt, dass durch den Exportüberschuss ein
Einkommensüberüberschuss entsteht, der wiederum zu
einer zusätzlichen Sparleistungen führt. Verfügt des
Bankensystem nicht über genügend attraktive Angebote
oder wird der Exportüberschuss zwangsweise hergestellt (Merkantilismus,
Zentralverwaltungswirtschaften) kann dieser
Einkommensüberschuss jedoch preistreibend wirken (Inflation).
Um eine entsprechende Verzinsung zu sichern, muss das Bankensystem die zusätzlichen Spareinlagen als Kreditangebot an das Ausland weitergeben. Ein Exportüberschuss führt also zu einem gleich großen Kapitalexport (KX). Zusätzliche kreditfinanzierte inländische Nachfrage hingegen würde durch steigende Importe oder sinkende Exporte den Export- und damit auch den Kapitalüberschuss vermindern. |
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Für
sich allein genommen stellt ein Exportüberschuss ein
Ungleichgewicht und damit ein längerfristiges Risiko dar,
welches sich beispielsweise in der abnehmenden
Zahlungsfähigkeit der Handelspartner, deren Verschuldung
und damit der Unsicherheit der durch das zusätzliche
Sparen gebildeten Vermögen sowie Wechselkursanpassungen
zeigen kann. Idealtypisch wird ein Ausgleich durch
wachsende Importe und die Zahlung von Zins und Tilgung
aus deren Erlösen hergestellt. |
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Input-Output-Analyse | Aufbauend auf dem gesamtwirtschaftlichen Kontensystem können die Verflechtungen einer Volkswirtschaft untersucht werden. Dies geschieht mit der Input-Output-Analyse, welche hier jedoch nicht weiter dargestellt wird. | |
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