Kapitel 10 |
Ralf Wagner Leitfaden
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10.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung |
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Arbeit ist und bleibt die
Grundlage des Wohlstandes |
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VWGR ESVG |
Mit
dem Übergang von der Mikro- zur Makroökonomie erfolgt
auch der Übergang von der Betrachtung der
Einzelgüter zur gesamtwirtschaftlichen Leistung. Diese
wird in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR)
mit dem Bruttoinlandsprodukt und dem
Bruttonationaleinkommen gemessen. Die Erhebungen
werden durch das Statistische Bundesamt auf der Grundlage des
verbindlichen Europäischen Systems
Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) durchgeführt. Ausgangspunkt sind
Definitionen des Internationalen
Währungsfonds (IWF), welche eine weltweite Vergleichbarkeit
sichern. |
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BIP BNE (früher BSP) Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt |
Das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) erfasst die Summe der
Güter und Dienstleistungen, die in den Grenzen eines
Landes (oder einer Verwaltungseinheit) in einem
bestimmten Zeitraum, in der Regel in einem Jahr,
hergestellt bzw. gekauft werden. Aufgrund dieser
Bezugsebene spricht man bei seiner Erhebung vom Inlandsprinzip. Die dabei von den Inländern (Inländer = ständige Bewohner einer Verwaltungseinheit) erzielten Bruttoprimäreinkommen werden mit dem Bruttonationaleinkommen (BNE), dem früheren Bruttosozialprodukt gemessen. BIP und BNE unterscheiden sich durch den Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt, d.h. man addiert zum BIP die Primäreinkommen der Inländer im Ausland und subtrahiert die Einkommen der Ausländer im Inland und erhält das BNE. Während das BIP sich aufgrund seiner einfacheren Bezugsgrundlage als Größe der Wirtschaftsleistung durchgesetzt hat, bildet des BNE (BSP) durch seine Bindung an die Inländer nach wie vor die Grundlage von Einkommensrechnungen und z.B. auch der Beitragsberechnungen für die Europäische Union. Brutto- und Nettogrößen von BIP und BNE (BSP) unterscheiden sich durch die Abschreibungen. Als Wertübertragungen aus in bereits in den Vorjahren erfassten Investitionsgütern, welche in die Preise der in der untersuchten Periode betrachteten Güter und Leistungen bzw. Einkommen eingehen, sind sie nicht Bestandteil der jeweils neuen Wertschöpfung. |
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Entstehungs-, Verwendungs- und
Verteilungsrechnung Bruttowertschöpfung Außenbeitrag |
Drei Wege
stehen daher für die Ermittlung der Wirtschaftsleistung
zur Verfügung. (1) In der Entstehungsrechnung werden die Leistungen der Wirtschaftsbereiche zusammengefasst. Um Mehrfachzählungen, die durch die Weiterverarbeitung von Gütern eines Unternehmens durch ein anderes entstehen würden, wird die Summe dieser Leistungen (Produktionswert) um die wechselseitigen und importierten Vorleistungen (Eigenverbrauch einer Volkswirtschaft) vermindert, was zur Bruttowertschöpfung führt. Addiert man die Nettogütersteuern (Gütersteuern vermindert um die Subventionen) erhält man das BIP (früher BIP Marktpreisen). (2) Die Verwendungsrechnung gibt Aufschluss, welchem Zweck die als BIP hergestellten Güter und Leistungen zugeführt werden, ob sie beispielsweise konsumiert oder investiert werden. Hinzu kommen der Staatsverbrauch und der Außenbeitrag (Exporte minus Importe). Die Importe werden zwar verbraucht, nicht aber von der betrachteten Volkswirtschaft erzeugt und somit heraus gerechnet. (3) Werden die Güter und Leistungen verkauft, entstehen Einkommen, das Bruttonationaleinkommen. Hier wechselt allerdings die Bezugsgrundlage vom Inland zu den Inländern, welche diese Einkommen beziehen. Diese Bruttoprimäreinkommen setzen sich Einkommen aus unselbständiger Arbeit, Einkommen aus Unternehmertätigkeit, Kapitalerträgen und Abschreibungen zusammen. |
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Verteilung und Umverteilung |
Diese
Rechnung wird als Verteilungsrechnung bezeichnet,
da sie abbildet, wie die erzielten Einkommen zunächst
verteilt werden. Diese Verteilung wird auch
Primärverteilung und die daraus resultierenden Einkommen
als Primäreinkommen bezeichnet. Durch die Besteuerung dieser Einkommen und Belegung mit Abgaben wird die Grundlage der Umverteilung (Sekundärverteilung) durch den Staat zur Finanzierung der öffentlichen Güter und der Transfereinkommen (siehe AM 9) geschaffen. Als Maß für den Umfang der Umverteilung gilt die Staatsquote (Anteil der Staatsausgaben am BIP bzw. BNE, siehe AM13). Eine Betrachtung derEinkommensrechnung über mehrere Jahre hinweg führt zur Vermögensrechnung (siehe AM12). |
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Volkseinkommen | Eine
Verminderung des BNE um die Abchreibungen führt zum
Nettonationaleinkommen. Werden zusätzlich die darin noch enthaltenen Nettoproduktionsabgaben subtrahiert (-Produktions- und Importabgaben + Subventionen) erhält man das Volkseinkommen, also jenes Einkommen, welche die Inländer durch wirtschaftliche Tätigkeiten neu erzielen können. |
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Es lassen sich folgende Gleichungen aufstellen: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Berechnung |
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Lohn- und Gewinnquote |
Aus dem Volkseinkommen VE = L + G lassen sich Lohn- (L/VE) und Gewinnquote (G/VE) ermitteln. Derzeit sinkt die Lohnquote. Sie betrug 2007 64,7 Prozent. Einer leichten Steigerung der Einkommen aus unselbständiger Arbeit stand ein schnelleres Wachstum der Unternehmenseinkommen und Kapitalerträge gegenüber. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb.10-1: Kennzahlen der Wirtschaftsleistung, Quelle: Statistisches Bundesamt |
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reale und nominale Wachstumsrate |
Die
Wirtschaftsleistung wird zunächst in den jeweiligen
Preisen gemessen, d.h. Entwicklung des Geldwertes(Inflation
bzw. Deflation) ist noch darin enthalten. Eine solche
Veränderung nennt man nominal. Wird die nominale Größe inflationsbereinigt heißt sie real. In einem Prozess der Deflationierung werden alle Güter der Folge-, ggf. auch der Vorperioden mit Preisen eines Basisjahres (derzeit 2005) bewertet. Um die dabei auftretenden Fehler durch z.B. nicht verfügbare Preise neuer Güter zu minimieren wird derzeit eine Kettenindizierung (jährliche Anpassung) eingeführt. Die als Ergebnis ermittelte Wachstumsrate stellt die prozentuale Veränderung der untersuchten Größe zum Vorzeitraum dar. Betrachtet man diese Veränderungen z.B. des BIP über viele Jahre, kann man Aussagen über die Entwicklung des Wachstums einer Volkswirtschaft treffen. So nimmt in Abb.10-1 die Wachstumsrate des BIP in Deutschland tendenziell ab, ohne dass sie jedoch null zu werden scheint. Auch ist ein beständiges Auf und Ab der Wachstumsraten zu erkennen die Konjunktur (siehe AM 15). |
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Abb.10-2: zum |
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Abb. 10-3: |
Die Struktur
der Entstehung des Bruttoinlandsprodukts ändert sich nur
sehr langsam.
Während der Anteil der Landwirtschaft in den zurückliegenden Jahren beständig abnahm, schwankten Dienstleistungen und produzierendes Gewerbe in ihren Relationen mit einem Trend zur Stärkung des Dienstleistungsanteils. |
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Pro Kopf wurden 2007 27310 BIP erzeugt. Allerdings differieren die Werte sehr stark zwischen den Bundesländern. Da aber auch die Erwerbsbeteiligung in den Ländern sehr unterschiedlich ist, muss die Pro-Kopf-Betrachtung durch eine Berechnung des BIP pro Erwerbstätigen (Produktivität) ergänzt werden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 10-4: BIP in Euro pro Kopf 2007 nach Bundesländern, Quelle: Statistisches Bundesamt zum |
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Weitaus größer sind aber die Unterschiede, welche ein weltweiter Vergleich der Wirtschaftsleistung zeigt. Solche Darstellungen werden vorwiegend in einer Währung, in der Regel US-Dollar, erstellt. Die dabei verwendeten jeweils aktuellen Wechselkurse können jedoch nicht sehr unterschiedliche innere Kaufkraft berücksichtigen. Daher werden zum Vergleich zunehmend Umrechnungen in Kaufkraftstandards [engl. purchasing power parity, PPP] genutzt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abbildung 10-5: BIP in US$ pro Kopf Quelle: IWF Abbildung 10-6: zum |
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